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Gasthaus am Bahnhof Niedermurach

Im Jahr 1902 begann der Bau der Bahnlinie Nabburg-Oberviechtach. Die Station Niedermurach wurde 1904 eingeweiht. Damit hatte die Gemeinde Obermurach eine eigene Bahnhaltestelle, denn auch wenn der offizielle Name anders lautete, lag diese auf dem Gebiet der Gemeinde Obermurach. Die Bewohner des Bahngebäudes gehörten somit wie auch die Obermuracher Bürger zum Schul- und Kirchenbezirk Oberviechtach. Der erste Bewohner des Bahngebäudes, Streckenwärter Johann Kutzer, beantragte daher schon 1905 die Umpfarrung nach Niedermurach, nachdem der Weg in die Pfarrkirche Oberviechtach fast 5 km, derjenige nach Niedermurach aber nur 800 m betrug. Aber der Oberviechtacher Pfarrer Hamperl weigerte sich hartnäckig, der Umpfarrung zuzustimmen.

Der ehemalige Bahnhof Niedermurach

Im Jahr 1928 baute der Niedermuracher Lagerhausbesitzer Hans Hutzler ein neues Wohnhaus gegenüber dem Bahngebäude. Schon im selben Jahr stellte er Antrag auf Erteilung einer Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft in diesem Haus. Er begründete dies damit, dass von Reisenden und dem Verkehrspersonal oft die Anregung gemacht wurde, eine Gastwirtschaft zu errichten. Im Winter müssten die Reisenden 30 bis 40 Minuten oder gar eine Stunde im Freien auf den Zug warten. Der Bahnagent sei nicht verpflichtet, das Wartezimmer aufzusperren. Auch eine Übernachtungsmöglichkeit für Reisende solle geschaffen werden, da die Niedermuracher Wirtshäuser zu weit entfernt lägen. Weiter brachte er vor, dass er im vergangenen Weltkrieg 42 Monate „im Feld“ gelegen und sich dabei ein dauerndes Leiden zugezogen habe und nicht mehr so viel arbeiten könne.

Der Gemeinderat Obermurach stimmte jedoch mit 5 : 1 Stimmen gegen dieses Vorhaben. In der Stellungnahme dazu hieß es, dass kein Bedürfnis nach einem solchen Wirtshaus bestünde und die Räumlichkeiten nicht den polizeilichen Anforderungen entsprächen. Ebenso spracht sich die Ortspolizeibehörde, vertreten durch Bürgermeister Albang, aus. Auch die Niedermuracher Wirte Mathias Pirzer, Josef Gillitzer und Michael Pröls waren alarmiert. Sie machten in einer Eingabe geltend, dass sie als reale Tafernwirte von den Behörden anerkannt seien. Übernachtungen kämen nur ganz selten vor. Sie bezeichneten Hutzler sogar als Lügner, ein Bedürfnis nach einem Wirtshaus an der Bahnstation sei ihnen in den vergangenen 24 Jahren noch nie zu Ohren gekommen. Der Gemeinderat Nottersdorf allerdings stimmte dem Vorhaben zu. Negativ äußerte sich auch die Gendarmerie-Hauptstation Oberviechtach in einer vertraulichen Stellungnahme. Hutzler wurde als streitsüchtiger, rauflustiger Mann beschrieben, der aus sämtlichen Wirtshäusern in Niedermurach wegen seiner „Unerträglichkeiten“ schon öfter hinausgewiesen worden sei und Wirtshausverbot habe. Er sei als Wirt nicht geeignet.

Hutzler ließ sich jedoch nicht abschrecken. Er sammelte Unterschriften in Obermurach und den umliegenden Dörfern und legte beim Bezirksamt Oberviechtach eine Liste mit 46 Unterstützern seines Antrages vor. Dabei betonte er, dass darunter auch Gemeinderatsmitglieder aus Obermurach seien, die gegen sein Vorhaben gestimmt hatten und äußerte den Verdacht, dass der Bürgermeister Albang sowie der Gemeindeschreiber Pirzer aus Niedermurach, die ja beide eine Wirtschaft betrieben, die Gemeinderäte eingeschüchtert hätten und ersuchte das Bezirksamt, eine Wiederholung der Gemeinderatsabstimmung unter Ausschluss der beiden persönlich Betroffenen zu veranlassen.

Diesem Antrag wurde auch stattgegeben. Tatsächlich kam es kurz darauf zu einem neuen Gemeindratsbeschluss, bei dem die Obermuracher Räte unter Vorsitz des 2. Bürgermeisters Fröhler nun einstimmig für das Vorhaben stimmten. Und auch die ortspolizeiliche Stellungnahme fiel nun positiv aus mit der Angabe, die Räumlichkeiten seien bereits vom Bezirkskaminkehrermeister geprüft und für geeignet befunden worden.

Das Bezirksamt holte nun weitere Stellungnahmen des Landgerichts Weiden, des Reichsbahnbetriebsamtes Weiden sowie der Bahnstation Oberviechtach ein. Da Hutzler gerichtlich unbescholten war und die Bahn sich der Sache gegenüber neutral zeigte erhielt er schließlich den gewünschten Bescheid: Am 8.2.1929 wurde vom Bezirksamt Oberviechtach die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft erteilt. Die Begründung lautete „Die Lokalität ist 1 km von anderen Ortschaften entfernt. In Nottersdorf gibt es keine Wirtschaft. Der Bahnhof wird als Ein- und Ausladestelle bzw. Ein- und Ausstiegsstelle für eine Reihe von Ortschaften benutzt, wobei teilweise ein weiter Fußmarsch zurückgelegt werden muss. Der Wartesaal des Bahnhofes ist nicht immer geöffnet. Eine Übernachtungsmöglichkeit für Reisende ist notwendig. Für die Besucher der Burgruine Obermurach bedeutet es eine große Annehmlichkeit, in der Nähe eine Gaststätte aufsuchen zu können. Auch unter dem Gesichtspunkt der Hebung des Fremdenverkehrs ist dem Gesuch stattzugeben.“ Allerdings wurde die Konzession nicht für Herrn Hutzler, sondern für seine Frau Therese ausgestellt und zunächst nur für ein Jahr befristet.

Der Stammtisch in der Wirtsstube

Im Gastzimmer waren zu dieser Zeit 4 Tische, 12 Stühle sowie an den Wänden umlaufende Bänke aufgestellt. Elektrisches Licht gab es nicht im Haus. Im Obergeschoss stand nur ein Zimmer für den Besitzer zur Verfügung, das zweite Zimmer wurde als Dienstbotenzimmer verwendet. Der Betrieb der Gastwirtschaft war wie üblich an verschiedene Regelungen gebunden. Im Mai 1929 berichtete die Oberviechtacher Gendarmeriehauptstation, dass zahlreiche Vorschriften noch nicht erfüllt seien. So fehlte u.a. ein Bett im Fremdenzimmer und beanstandet wurde das Schild am Gebäude mit der Aufschrift „Gasthof zum Bahnhof von Hans Hutzler“, obwohl Frau Hutzler Inhaberin der Konzession war. Im Juli des gleichen Jahres erschien im „Neuen Tag“ ein Inserat, welches lautete: „Zum Burgfest am Sonntag, 28. Juli in Obermurach ladet höflichst ein: Die Musikkapelle Kiesl – Hutzler, Gasthofsbesitzer Bahnhof Niedermurach. Das Fest findet bei günstiger Witterung bestimmt unmittelbar beim Ortsausgang zur Burg statt.“ Das Bezirksamt beanstandete hier ebenfalls die Bezeichnung „Gasthofbesitzer“. Der Aufforderung, das Wirtshausschild abändern zu lassen, kam Hutzler nicht nach und begründete dies mit Geldmangel. Daraufhin wurde ihm eine Frist gesetzt und mit dem Entzug der Konzession gedroht. Auch die Gemeinde beschwerte sich, dass die Biersteuer wiederholt nicht entrichtet wurde. Das Geschäft lief anscheinend nicht optimal.

Im April 1930 berichtete die Gendarmerie über einen Zwischenfall in Niedermurach. Johann Hutzler habe zusammen mit dem Schuhmacher Johann Eiser und dem Zimmermann Michael Süß im Gasthaus Gillitzer gezecht. Hutzler geriet mit Eiser in Streit und schlug ihm mit der Hand ins Gesicht, worauf dieser mit einem Bierkrug zurückschlug. Daraufhin schlug Hutzler mit seinem Gehstock auf Eiser ein. Nach diesem Zwischenfall verlies Hutzler das Lokal. Auf seinem Heimweg traf er den Bahnagenten Fischer. Diesem versetzte er angeblich grundlos einen Schlag mit seinem Gehstock, so dass der Stock halb abbrach. Fischer wurde dabei erheblich verletzt. Er gab an, Hutzler habe ihm aufgelauert, da dieser seit einiger Zeit nicht gut auf ihn zu sprechen war.

Auch bei der Brauerei Betz machte Hutzler große Schulden. 1930 fragte der Brauereibesitzer Johann Betz beim Bezirksamt nach einer Bestätigung der Konzession nach. Das Bezirksamt teilte mit, dass Hutzler keine Aussicht auf Erteilung einer Konzession habe. Ob die Konzession von Frau Hutzler verlängert wurde, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Im gleichen Jahr äußerten die Eheleute gegenüber dem Bezirksamt die Absicht, das Anwesen zu verkaufen. Sie hätten kein Geld, um die Auflagen zu erfüllen. Im April 1937 reichte Frau Maria Betz aus Winklarn einen Antrag auf Genehmigung zum Betrieb der Gastwirtschaft auf ihren Namen ein. Sie sei wegen großer finanzieller Verluste gezwungen gewesen, dieses Anwesen im März 1937 zu ersteigern. Es wird berichtet, dass die Gäste immer weniger geworden und schließlich ausgeblieben sind. Als sie ihr Haus verlassen musste wurde die Familie Hutzler in verschiedenen Häusern in Nieder- und Obermurach kurzfristig aufgenommen.

Die Gastwirtschaft am Bahnhof Niedermurach aktuell

Die beiden Söhne der Familie Hutzler, Fred und Hans, lebten später als geachtete Mitbürger in Oberviechtach. Fred arbeitete als Reporter für den „Neuen Tag“ und Hans machte Karriere als Beamter beim Landratsamt Schwandorf. Sicher haben sie ihr Leben lang nicht vergessen, wie sie als Buben – so wird erzählt – in der elterlichen Gaststube noch mit einer Schweinsblase Fußball gespielt haben.

In die Gastwirtschaft kam nun wieder neues Leben. Am 20.05.1937 pachteten die Eheleute Johann und Maria Krämer die Wirtschaft. Hans Krämer war gebürtiger Oberviechtacher. Seine Frau, eine geborene Münchnerin, hatte bereits zwei Jahre im Gasthof Thammer in Oberviechtach Erfahrungen im Gastgewerbe sammeln können. Die Wirtschaft wurde von der Bevölkerung wieder gut angenommen. 1947 ging das Anwesen im Zuge der Erbfolge in den Besitz von Frau Maria Liebl, geb. Betz, über. Die Wirtschaft wurde sehr gern von den Obermuracher Männern aufgesucht. Es wird erzählt, dass manche, die den Sonntagsgottesdienst in Niedermurach besuchten und auf dem Rückweg zu einem ausgiebigen Frühschoppen im Niedermuracher Bahnhofswirtshaus einkehrten. Der Aufenthalt konnte sich dann auch schon mal bis in den späten Nachmittag hinein erstrecken.

Marianne Kirschenbauer, geb. Krämer

Das Lokal wurde in den 1960er Jahren von der Tochter Marianne, verh. Kirschenbauer und ihrem Ehemann Siegfried übernommen und im Nebenerwerb geführt. Diese erwarben das Anwesen käuflich, nachdem Frau Liebl verstarb. Der Betrieb ging allerdings in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr zurück. Heute ist das urige Lokal nur noch an ein bis zwei Wochentagen geöffnet. Der Sohn Markus Kirschenbauer bewirtet die verbliebenen treuen Stammgäste.

Quellen:              StAAm BA Oberviechtach 535, Umpfarrung Bahnhof Niedermurach

StAAm BA Oberviechtach 2296, Gastwirtschaft im Hs.-Nr. 35 (Bahnhof) in Niedermurach

Autorin: Hedwig Pamler (Stand 8/2024)

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